De Knop, Sabine
[USL-B]
Hermann, Manon
[USL-B]
Der Begriff „Funktionsverbgefüge“ (FVG) bezeichnet Verbindungen aus einer Nominalphrase (mit oder ohne Präposition) und einem sogenannten Funktionsverb. Die nominalen und verbalen Konstituenten bilden zusammen eine semantische Einheit, wie etwa Deutsch zur Entscheidung kommen, in Verbindung setzen, Englisch to make a decision (,eine Entscheidung treffen‘), to take a look (,einen Blick werfen‘) und Niederländisch in aanmerking komen (,in Frage kommen‘), ter beschikking staan (,zur Verfügung stehen‘). FVG bilden ein interessantes Forschungsgebiet und haben in der Germanistikforschung eine lange Tradition (siehe u.a. Eisenberg (1994), Heine (2006), Helbig (2006), Kamber (2006, 2008) und van Pottelberge (2001)). So ermöglichen sie u.a. die Aktionsartdifferenzierung (kausativ, durativ, inchoativ, usw.) sowie gewisse Passivkonstruktionen und füllen in manchen Fällen sogar eine semantische Lücke. Sowohl ihre Definition und die Abgrenzungskriterien – etwa zwischen FVG und Kollokationen – als auch die Typologie ihrer Konstituenten (Präposition, Artikel, nominaler Bestandteil, Funktionsverb) bieten Sprachwissenschaftlern zahlreiche Forschungsperspektiven. FVG stellen ferner eine große Herausforderung für den Fremdsprachenerwerb dar, da in den germanischen Sprachen spezifische und nicht austauschbare Funktionsverben verwendet werden, wie etwa Deutsch stehen, setzen, versetzen, usw. Trotz der Ähnlichkeit zwischen den germanischen Sprachen Deutsch, Niederländisch und Englisch sind außerdem Unterschiede in der Bildung und im Gebrauch dieser Substantiv-Verb-Verbindungen zu finden. Diese Unterschiede sind noch prägnanter in kontrastiven Untersuchungen zwischen Deutsch und nicht-germanischen Sprachen. Trotz der zahlreichen Publikationen über Funktionsverbgefüge in der deutschsprachigen Fachliteratur ist dieses Phänomen in dem letzten Jahrzehnt etwas in den Schatten geraten. Die ersten Werke über dieses Thema haben sehr strikte Definitions- und Abgrenzungskriterien für FVG bestimmt und haben dadurch die Thematik in eine Sackgasse geführt (van Pottelberge 2001, 3). Einige Sprachwissenschaftler haben daraufhin versucht, die FVG als eine offene Klasse zu betrachten (Kamber 2008) oder sogar ihre Existenz in Frage zu stellen (van Pottelberge 2001). Viele Fragen sind offengeblieben, die eine weitere intensive Auseinandersetzung mit der Thematik rechtfertigen. Ziel des neuen Sammelbands ist es daher, das Phänomen der FVG in ein neues Licht zu setzen und das Forschungsdesiderat zu adressieren.


Bibliographic reference |
De Knop, Sabine ; Hermann, Manon. Funktionsverbgefüge im Fokus - Theoretische, didaktische und kontrastive Perspektiven (De Knop Sabine & Hermann Manon /. Walter de Gruyter : Berlin (2020) (ISBN:9783110697193) 210 pages |
Permanent URL |
http://hdl.handle.net/2078.3/220727 |