Crombois, Julie
[UCL]
Cet article a pour but de réétudier en profondeur la réception de l'expressionnisme littéraire allemand en Belgique francophone durant l'entre-deux-guerres. Les modalités de cette réception seront analysées à la lumière de la méthodologie des transferts culturels (Lüsebrink et al.), qui, étonnamment, n'a trouvé jusqu'à présent que très peu d'échos dans l'historiographie des Avant-gardes. Cette étude se consacre principalement au domaine théâtral, qui est sans nul doute celui où l'expressionnisme allemand a exercé une influence non négligeable, notamment via les initiatives du critique Camille Poupeye ou encore via la médiation de Paul Colin dans ses périodiques "Europe" et "Cassandre".
(ger)
Eine gängige These der Studien zum deutsch-französischen Kulturdialog im 20. Jahrhundert ist, dass Frankreich im Klima einer « nationalistischen Blindheit » während und nach dem Ersten Weltkrieg die Bedeutung des deutschen Expressionismus verfehlt habe (s. Lionel Richard, Arcadia: 1974). Wie steht es aber mit der Rezeption dieser Bewegung im Grenzland Belgien, das vor 1914 eine vorbildliche Drehscheibefunktion des sog. „entre-deux“ zwischen Romania und Germania übernommen hatte und wegen der wachsenden Emanzipation eines autonomen flämischen kulturellen Feldes möglicherweise stärkere deutsche Einflüsse hätte gelten lassen können? Weiter heißt es, dass die Übertragung des literarischen Expressionismus auf das französischsprachige Belgien (das in diesen Jahren deutlich dazu neigt, sich zu Paris hinzuwenden, u.a. mit der Groupe du Lundi) sich deutlich von der in Flandern unterscheidet. Die letzten Studien in diesem Feld haben gezeigt, dass die wenigen Bemühungen von französischsprachigen belgischen Vermittlern wie Clément Pansaers (der schon 1917-1918 Übersetzungen expressionistischer Autoren in seiner Zeitschrift Résurrection veröffentlichte) oder Paul Colin (Mitglied der Clarté-Bewegung) eher einer „Fehlleistung“ anstatt einer wirklichen Vermittlung gleichkamen. Diese Studie hat zum Ziel, die Vermittlung des literarischen Expressionismus in Belgien im Lichte der Methodologie des Kulturtransfers (s. H.-J. Lüsebrink u.a.), die erstaunlicherweise in der internationalen Historiographie der Avantgarde wesentlich vernachlässigt wurde, gründlich neu zu evaluieren. Die Absicht ist hier, auf Grundlage von unerforschten Quellen, die Modalitäten der Rezeption der Bewegung wieder zu analysieren, vor allem im transnationalen Bereich des Theaters. In Frage kommt die Vermittlung des Theaterkritikers Camille Poupeye in der einflussreichen Zeitschrift La Renaissance d’Occident, der den deutschen Expressionismus in seinen Chroniken über das Theater im Ausland neu gestaltet hat. Die Wirkung dieses Kulturtransfers auf das belgische literarische Feld wird erörtert. Außerdem wird untersucht, wie Poupeyes Aneignungsgeste zu einem „produktiven Missverständnis“ des deutschen Expressionismus bei Autoren wie Michel de Ghelderode geführt hat.
Bibliographic reference |
Crombois, Julie. Kulturtransfer von einem Weltkrieg zum anderen: Zur Rezeption des literarischen Expressionismus im französischsprachigen Belgien.Europa im Übergang. Interkulturelle Transferprozesse, internationale Deutungshorizonte. Jährlicher Kongress der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik (GiG) (Flensburg (DE), du 10/09/2017 au 15/09/2017). |
Permanent URL |
http://hdl.handle.net/2078.1/187699 |